Donnerstag, 19. September 2013

W373III: Im wilden Osten von Portugal – Mittwochsspiel um 16 Uhr mit zwei Toren und zwei unberechtigten Feldverweisen

Sporting Clube da Covilhã --------------------------------- 1
Clube Futebol União de Funchal da Madeira ---------- 1
- Datum: Mittwoch, 18. September 2013 – Anstoß: 16.00
- Wettbewerb: Liga da Honra, sogenannte „Liga2 Cabovisão“ („Ehrenliga“, 2. Portugiesische Profifußballliga)
- Ergebnis: 1-1 nach 98 Min. (47/51) – Halbzeit: 1-0
- Tore: 1-0 13. Forbes, 1-1 84. Hugo Morais („Foul“elfmeter)
- Verwarnungen: 2x Bata, T. Martins (Covilhã); Ávalos, Toni, Zé Vitor (União)
- Platzverweise: Bata von Covilhã (93. wg. angeblichen wiederholten Foulspielen) und Roberto von União (55. wg. angeblichen groben Fouls)
- Spielort: Complexo Desportivo da Covilhã (Kap. 3.000 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 900 (davon 303 zahlende, keine Gästefans)
- Unterhaltungswert: 4,0/10 (Hab mich erst über den geringen Eintrittspreis gewundert, aber das Niveau ist ja weit unter dem Level, dass man in der 2. Profiliga eines solchen Landes erwarten kann) Complexo Desportivo, Covilha Photos with English Commentary:
a) Portuguese 2nd Division: SC Covilhã v União Madeira
b) MOUNTAIN REGION OF PORTUGAL: Folgosinho, Gouveia, Belmonte, Covilhã, Celorico da Beira, Fórnea Roman Ruins

Der Osten Portugals zwischen Viseu und Castelo Branco wird gern mal als „Wilder Osten“ dargestellt, der sich für den „turismo rural“ abseits der Hauptrouten besonders lohnend zeige – und nach dieser mehrstündigen Fahrt durch herrliche, schroffe Gebirgszüge mit vulkanischen Felsformationen, naturbelassenen Flussbetten, Bergbächen, spärlichen da oft durch Brände geschädigten Wald und Bergdörfern, kann ich das auch bestätigen. So schöne Landschaft wie in diesem Teil Portugals findet man nur noch auf Madeira und das ist stärker überlaufen. Auch im Vergleich mit anderen Ländern ist die Bergregion Portugals landschaftliche Spitze und schwer erreichbar! Aber apropos „schwer erreichbar“: die meisten Wege sind zwar asphaltiert, aber sehr steil, eng und verschlungen, sodass man viel Zeit für seine Strecken (40km = 1 Stunde) einplanen sollte. Die totalen Nebenstrecken z.B. von Folgosinho nach Covilhã nach Süden durch den unbesiedelten Naturpark sind unbefestigt.

Folgosinho war dann der erste Punkt für Architektur, die nicht allzu zahlreich zu finden ist in dieser krassen Landschaft: das Bergdorf hat eine mickrige Kapelle, eine kleine Kirche und eine winzige Burg auf einem der Tuffsteinfelsen zu bieten. Die aus massiven Steinen errichteten Häuser haben oft Vorhänge vor der Eingangstür, die an arabische Länder erinnern. Beobachtet man die Kirchenbesucher, die den Umhang der Jesusfigur (oft mit Echthaarperücke) küssen und andere auffällig ehrfürchtige Handlungen begehen, wähnt man sich auch nicht unbedingt in Europa. Portugal ist sowie so im äußersten Südwesten am Arsch Europas gelegen, aber der Osten des Landes ist noch konservativer, abgeschiedener und ursprünglicher als der Rest des Landes. Wie Balkan oder so – und gerade das ist so interessant!

Die Kreishauptstadt Gouveia hat eine auffällig schön gekachelte Kirche. Von dort nach Mandeigas sind die krassesten Serpentinenstrecken zu fahren. Hinter Mandeigas ist die spektakulärste Landschaft mit den erloschenen Vulkanen und den tollen Felsformationen zu finden. Covilhã interessierte uns eigentlich nur wegen Fußball, doch in der Innenstadt gibt es ein paar sehenswerte Gebäude. Road near Gouveia Covilhã spielt mit seinem Sporting Clube mal dritte mal zweite Liga. Diese Saison stehen sie sogar ziemlich gut da, was vom zweiterfolgreichsten aber deutlich ältesten Club der Insel Madeira, União Funchal nicht zu behaupten ist. Die Insulaner sind im hinteren Mittelfeld und mussten ihre Reisen von 1.000km Flug und 300km Bus (pro Richtung! Für ein Zweitligaspiel!!!) für so manche Niederlage machen. Wahrscheinlich war dem Flugplan die beknackte Anstoßzeit von 16 Uhr (bei einem Mittwochsspiel!) geschuldet. Das Flutlicht sah jedenfalls intakt aus.

Ohnehin machte das Stadion einen ungewöhnlich ordentlichen Eindruck: Irgendwie langweilig, wenn die ganzen weißen Sitze unter dem völlig intakten Dach im Schatten liegen und die bunten Sitze der niedrigeren Behelfstribüne in der prallen Sonne… Wenigstens gibt es um das recht sterile Leichtathletik- und Fußballstadion herum eine tolle Landschaft zu sehen. Und der Eintritt war mit 6€ (als Student bekam ich, da Universitätsstandort, sogar noch 2€ Rabatt) wirklich niedrig. Hier spielten schließlich zwei Profiteams der zweiten landesweiten Liga!

Allerdings, wenn man sich mal das lahme Spiel vor den weitestgehend emotionsfrei zuschauenden Fans ansah, wusste man warum hier so vernünftige Preise gemacht werden. Das Niveau war schon erschreckend niedrig. Ein guter, öffnender Pass wurde mit einem kurzen Sprint und trockenem Schuss zum recht frühen 1:0 verwertet. Im weiteren Spielverlauf war aber eher Union Holz (ich meine natürlich União Madeira) aktiver und besser, traf zwei Mal das Gebälk, verlor aber einen Mann nach einer lächerlichen roten Karte nach einem völlig normalen Gelbfoul (von vorne draufgehalten). Trotzdem gelang in der Schlussphase der Ausgleich, wobei der Elfmeter auch eher lächerlich war – vorher gab der Vollpfosten mit der Pfeife noch für ein klareres Verteidigerfoul gegen den Stürmer eine gelbe Karte wegen Schwalbe. Richtig angeschissen war übrigens der SCC-Spieler Bata, der in der Nachspielzeit seine zweite gelbe Karte sah, nachdem er unsauber am Eindringen in den Strafraum gehindert wurde. Einige Minuten vorher war er schon zu Unrecht verwarnt worden und nun also völlig zu Unrecht vom Feld gestellt. SC Covilhã v CF União Madeira (Liga da Honra, Portuguese 2nd Division) Wir besichtigten noch die sehr sehenswerte Stadt Belmonte, wo es eine größere Burg, mehrere Kirchen und Kapellen aus dem Mittelalter und Barock, eine kürzlich neu errichtete Synagoge (die alte wurde dauernd von Katholen zerstört) und mehrere römische Ruinenstätten gibt. Von den Ruinen fanden wir allerdings nur die recht gut freigelegten Grundmauern von Fornea. Den Wohnturm aus dem 3. Jahrhundert suchten wir, da wir noch mal dieselbe Autobahn nehmen mussten, am nächsten Tag auf.

Nach einem Essen auf der Raststätte (teuer, nur mittelmäßig gut - aber nicht so schlimm wie in Deutschland) fuhren wir noch in Celorico ab, da uns am Vortag die angestrahlte Burg von der Autobahn aus im Vorbeifahren aufgefallen war. Diesmal fiel sie uns nicht auf und als wir die Altstadt, in der viele noch draußen vor ihren Häusern den kühlen Abend ausklingen ließen, erreicht hatten, gab ich mich mit Minimal-Light-Fotos zufrieden, da die Burg nicht angestrahlt war. Aber kaum waren wir auf der Landstraße, schon ging 21 Uhr das Licht an und ein schönes Panoramabild bot sich an… Celorico da Beira: old town at night (HDR) Statistik:
- Grounds: 1.013 (1 neuer; diese Saison: 42 neue)
- Sportveranstaltungen: 1.910 (heute 1, diese Saison: 54)
- Tageskilometer: 310 (310km Auto)
- Saisonkilometer: 12.980 (12.220 Auto/ 760 Fahrrad/ 0 Flugzeug/ 0 Bahn, Bus, Tram/ 0 Schiff, Fähre)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 176 [letzte Serie: 6, Rekordserie: diese; davor 141, 106, 101 bzw. 88]
- Anzahl der Wochen, seit der letzten Woche ohne eine einzige Sportveranstaltung (31.7.-6.8. 2006): 373

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